Die Kamera ist nur ein Werkzeug. Oder?
Dieses Foto hat unser dreijähriger Sohn mit einer Ilford-Plastikkamera gemacht. Kein Plan, kein Perfektionismus. Und ich liebe es. Vielleicht sogar gerade deshalb.
Meine Olympus ist schon wieder kaputt. Der Verschluss klemmt, Licht dringt ein, wo es nicht soll. Zum zweiten Mal… und trotzdem sitze ich hier und frage mich: Soll ich wieder in die selbe Kamera investieren? Oder in etwas Neues investieren? Und worin?
Die Frage „Welche Kamera soll ich kaufen?“ beschäftigt mehr von uns, als wir zugeben. Und doch wissen wir: die Antwort ist nie nur technisch. Eine Kamera verändert nicht die Art, wie ich die Welt wahrnehme. Oder wohl? Eins ist klar: ohne Kamera, keine Bilder.
Robert Adams hat mal geschrieben, dass Kunst die Aufgabe hat, unsere Zuneigung zum Leben intakt zu halten. Dabei musste ich an meine Canon R6 denken, mit der ich gefühlt tausende Bilder in Sekunden rausgeballert habe. Zumindest so viele, dass sich die Zuneigung eher verliert. Und ich denke wieder daran, wenn ich ein Mittelformat in die Hand nehme. Das Gewicht zwingt mich, langsamer zu atmen, genauer hinzuschauen, ein Bild wirklich zu setzen.
Ja. Der Fotograf macht die Bilder. Aber die Kamera ist nicht egal. Sie zwingt uns mit ihren Limitierungen und Möglichkeiten in eine bestimmte Haltung.
Point-and-Shoot heißt vielleicht Leichtigkeit.
Digitale High-End: Geschwindigkeit, alles sofort, no Limit. Ja, ich schätze no Limit kann auch ein Limit sein. Preis: wenn du nicht bewusst bleibst, rutschst du ins Leere, ins Dauerfeuer, in die Bilderflut.
Eine kaputte Olympus: Geduld. Zuviel davon.
Wenn wir also fragen „Welche Kamera?“, dann meinen wir eigentlich: Welches Tempo will ich gerade leben?
Für mich, nach einer Saison voller Snapshots, nach dem guten Rat von Anastasia Patagonas. Nach diesem Hausputz für die Augen, ist klar: Ich will langsamer werden. Viel mehr Intention und Vision leben. Malerischer. Vielleicht Mittelformat. Vielleicht auch nicht.
Wie immer wird die Antwort erst später kommen.
Erst das Bild. Dann das Verstehen.
Und jetzt bin ich neugierig: Welche Kamera trägst du gerade am liebsten mit dir herum und warum?